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Der Koi in der Tierheilpraxis

20. Mai 2020

Der Koi in der Tierheilpraxis

Artikel unserer ehemaligen Schülerin Ruth Sander.

Für die meisten von uns ist der Koi ein seltener Patient. Eher ungläubig reagierten meine Kolleginnen als ich ihnen erzählt habe, dass fünf kranke Koi für eine gewisse Zeit bei mir einziehen werden.

Der Koibesitzer und ich bauten in meinem Garten ein großes Planschbecken auf, installierten eine Pumpe und gaben dem Wasser Zeit, einen guten Lebensraum für die Fische zu bilden.

Dann zogen die fünf Koikarpfen im Mai 2012 in ihr neues Zuhause ein. Der Besitzer erzählte mir nun ausführlich, was seinen Koi fehlte.

Allen gemeinsam war,
dass sie seit ca. Oktober 2011 die Nahrungsaufnahme trotz vielfacher Versuche verweigerten. Für Kaltwasserfische führt das zunächst nicht zum Tode, schwächt die Tiere aber extrem. Wie können die Fische so lange ohne Nahrung überleben? Im Winter sinkt die Wassertemperatur in den Außenteichen stark ab sodass die Fische dementsprechend ihren Stoffwechsel reduzieren. Die Fische sollten in der Futtergabe jedoch nicht auf Null gefahren werden, sondern mit einem speziellen Winterfutter je nach Wasserqualität und Wassertemperatur gefüttert werden.

Ein Koi hatte zudem eine ca. eine Euro große Wunde, die ihm im Herbst ein Fischreiher zugefügt hatte. Die Wunde ist aufgrund des reduzierten Stoffwechsels nicht abgeheilt.

Ein anderer Fisch zeigte an seiner Schwanzflosse einen Parasitenbefall. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich hierbei um eine Karpfenlaus handelte. Die Karpfenlaus ist ca 7-10 mm groß und hält sich mit Klammerhaken und Saugnäpfen an seinen Wirten fest. Die Karpfenlaus ernährt sich von dem Blut des Koi. Seine Bisse sind giftig und können je nach Befall das Tier derart schwächen, dass es stirbt. Zudem kann durch diesen Parasiten die Bauchwassersucht übertragen werden.

Bei der Untersuchung der Kiemen fiel auf, dass alle Fische keine gut durchbluteten Kiemen zeigten, sondern die Kiemen gräulich-braun waren. Sie waren nicht schleimig, sodass ich zunächst nicht von einem Pilzbefall, sondern von schlechten Wasserwerten ausgegangen bin. Diese Vermutung bestärkte sich, als der Besitzer mir erzählte, er stelle im Winter die Pumpe ab, da sie ja sonst zufrieren könne. Die Sauerstoffzufuhr für das Wasser komme durch die Luft und wenn der Teich zufriert, lege er Holz und Stroh an die Oberfläche, um ein Schließen der Eisdecke zu verhindern.

Mein erster Behandlungsschritt 
war, den Stoffwechsel der Tiere schnellstmöglich zu aktivieren und gleichzeitig deren Allgemeinzustand zu verbessern. 
Den Stoffwechsel der Koi kann man mit sogenannten Salzbädern schnell und effektiv anschieben. Für meine Patienten kann das in ihrem schlechten Zustand zu einer anstrengenden Behandlung werden, aber eine andere Möglichkeit sah ich nicht. Vorab habe ich den Allgemeinzustand der Fische mit Bioresonanz verbessert. Die Bioresonanztherapie lief die gesamte Behandlungszeit mit.

Das Salzbad bekam jeder einzelne Fisch alle drei Tage. Die Methoden des Salzbades variieren und jeder Koiexperte führt sie etwas anders durch. An dieser Stelle möchte ich die gängigste Vorgehensweise kurz beschreiben.

Man nimmt zwei Behälter, die größer sind als der Koi und füllt den einen mit erwärmten Teichwasser und den anderen mit normalem temperierten Teichwasser. Dann gibt man in den warmen Behälter Salz in einem Verhältnis 20gr. auf einen Liter Wasser hinzu. In diesen Behälter setzt man nun den Koi, wenn möglich 10 Minuten. Sollte der Koi bei der Behandlung auf die Seite kippen und er läßt sich nicht wieder aufrichten, muss man die Behandlung sofort abbrechen und den Koi in das zweite Becken umsetzen. Übersteht der Koi die 10 Minuten, nimmt man ihn aus dem Salzbecken heraus und setzt ihn in das zweite Becken. Zeigt die Behandlung Wirkung, wird man jetzt vermehrte Schleimabsonderungen am Fisch bemerken. Das Salzbad bewirkt neben der Stoffwechselanregung auch eine bessere Durchblutung der Kiemen, sowie ein eventuelles Absterben der Parasiten.

Trotz der Behandlung 
begannen die Koi nicht mit der Futteraufnahme. Das ließ den Schluss zu, dass es irgendein Problem im Maulbereich gab. Möglich sind hier z.B. ein Stein im Schlund, zu viele Schlundzähne, die ein Schlucken verhindern, etc. Um den Koi trotz der genannten Probleme das Fressen zu erleichtern, habe ich Toastbrot aufgeweicht und den Brei in einer Spritze aufgezogen. Die Nahrung habe ich dann ins Maul gespritzt und den Fisch dann einige Zeit mit dem Kopf nach oben gehalten. Sobald der Fisch wieder unter Wasser war spuckte er das Futter jedoch aus.

Leider starben drei der fünf Fische. Nach deren Tod habe ich die Fische begutachtet und das Ausmaß der durch Sauerstoffmangel und sonstiger schlechter Wasserwerte zerstörten Kiemen gesehen.

Außerdem sind den Koi ihre Schlundzähne nicht ausreichend ausgefallen. Bei einem Koi fand ich 18 Zähne. Der Gaumen war dadurch angeschwollen und entzündet, sodass ihm ein Schlucken unmöglich war. Den Koibesitzer habe ich während der Behandlungszeit über die richtige Haltung von Koi informiert. Ich habe ihm erklärt wie man Wasserwerte misst, deutet und schlechte Werte verhindern bzw. ausgleichen kann. Anhand der Bilder konnte ich ihm deutlich machen, wie wichtig ein gesunder Lebensraum und eine gute Wasserqualität für Fische ist.

 

Gastbeitrag unserer ehemaligen Schülerin Ruth Sander.

{fastsocialshare}

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